15.05.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags Bariccos brillant geschriebene und dramatische Geschichte ist von beunruhigender Aktualität. Sie stellt die Frage: Wann ist ein Krieg zu Ende? Der Krieg ist vorbei. Auf einem einsamen Bauernhof üben drei Männer grausame Rache. Sie töten einen Mann, wie nebenbei erwischt es auch den kleinen Sohn, nur Nina, die Tochter, überlebt in einem Versteck. Zwar wird sie dort vom jüngsten der Mörder entdeckt, doch der verrät sie nicht. Jahrzehnte später treffen sich Nina und der ehemalige Killer Pedro Cantos wieder und setzen in einem intensiven Gespräch die Vergangenheit zusammen: eine Geschichte aus Tod, Rache, Vergeltung und ungelebtem Leben. So lange, bis sich beide fragen: Was bleibt noch zu tun?
Unsere Rezension Der gerade 20jährige "Tito" gehört zu einer dreiköpfigen Gruppe, die an Manuel Roca blutige Rache nimmt, da während des zurückliegenden Krieges in dessen Krankenhaus Menschen bis ans Ende ihrer körperlichen und geistigen Kräfte gefoltert wurden. Auch Rocas kleiner Sohn fällt diesem Racheakt zum Opfer. Seine Tochter Nina wird von "Tito" in ihrem Versteck zwar bei der anschließenden Hausdurchsuchung entdeckt, aber nicht verraten. 52 Jahre später steht Nina plötzlich wieder vor dem Mörder ihres Vaters, ihrem Retter. In einem Gespräch setzen die beiden Stück für Stück die Ansichten und Entwicklungen ihres Lebens zusammen. Alessandro Baricco, der bereits in der Vergangenheit mit "Seide" und "Novecento" bewiesen hat, dass man auch mit ruhigen Worten und ohne Knalleffekte spannende und originelle Geschichten schreiben kann, setzt diese Tradition mit "Ohne Blut" fort. Sehr ungewöhnlich ist allein schon der Aufbau: während das erste Drittel der Geschichte dem Titel zum Trotz sehr blutig und aggressiv verläuft, wirkt das anschließende Gespräch der Hauptfiguren ausgesprochen ruhig und belanglos alltäglich. Dennoch entwickelt sich gerade hier die größte Spannung, da man die beiden langsam verstehen lernt und bis zuletzt nicht abschätzen kann, wie der Roman endet. Die Sprache ist gerade im letzten Drittel sehr einfühlsam und poetisch, wenn auch teilweise etwas konstruiert. Christian Brückner für eine Lesung zu wählen, kann eigentlich nie so richtig verkehrt sein - nicht umsonst zählt er zu den meistbeschäftigten Sprechern. Vom eiskalten Mafiaboss bis zum einfühlsamen Psychologen dürfte er wohl alles schon einmal gesprochen haben. Umso erstaunlicher, dass er von seiner Wandlungsfähigkeit bei dieser Lesung nur selten bis gar keinen Gebrauch macht. Sachlich, nüchtern und fast schon zu ruhig liest er den Roman von Anfang bis Ende. Zugegeben - für das Gespräch zwischen Nina und "Tito" ist das genau die richtige Stimmlage; sie wirkt vertraut und nicht zu aufgesetzt. Bei der anfänglichen Beschreibung des Racheakts ist sie jedoch völlig fehl am Platz, stört sogar manchmal empfindlich. Wenn eine Maschinengewehrsalve ihre zerstörerische Bahn durch ein heruntergekommenes Häuschen zieht, sollte man nicht mit einer Stimme konfrontiert werden, die den Eindruck macht, als ob sie gerade die Speisekarte eines Nobelrestaurants durchgeht. Hat man sich jedoch durch diesen anfänglichen Tiefpunkt durchgearbeitet, gibt es nichts mehr an Brückners Leistung auszusetzen. Fazit: Wer auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem ist, sowohl mit Krimis als auch mit Psychodramen etwas anfangen kann und bereit ist, Christian Brückner einen enorm schwachen Start zu verzeihen, wird hier bestens bedient. Weitere Hörbücher des Autoren Diese Geschichte
Ein Hörbuchkoffer voller Liebe Land aus Glas Novecento Oceano Mare Seide Seide Seta (Audio-CD + Textbuch + CD-ROM) (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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