13.05.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags inspiriert von einem Motto, das sich leitmotivisch durch das Gesamtwerk von William S. Burroughs zieht: qui vivre verra. Diese Hörspielproduktion konzentriert sich auf den Monolog des old man Burroughs, der seine Gedanken, Reflexionen und Träume frei assoziiert. Zwischen Beobachtungen aus dem Alltag tauchen Freunde (Gysin, Bowles, Joan, Ginsberg) ebenso auf wie Flashbacks zu den wichtigsten Orten seines Lebens (Tanger, Mexico, New York, Paris), Überlegungen zu seinen Lieblingsschriftstellern oder Fragezeichen zu politischen Themen, mit denen er sich lebenslang herumschlug. Der Monolog wird aufgebrochen von einer weiblichen Stimme, die ihn um eine emotionale Ebene erweitert, und elektronische Soundtracks, mit denen Ulrike Haage ihre poetische Handschrift als Komponistin von Wort und Musik als eigene Sprache (third mind) konsequent fortsetzt. Verfremdet oder in cut-ups zerlegt blitzen Figuren, Sätze oder Szenen aus der Vergangenheit auf und zersplittern den Monolog in Dialoge oder Atmosphären aus anderer Zeit, die sich gegenseitig durchdringen.
Unsere Rezension William S. Burroughs ist ein außergewöhnlicher Autor. Seine Werke waren ungewöhnlich (einer der vielen Beschreibungen von ihm ist Vater der Pop-Literatur), aber auch er selbst kann nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden. So war er zum Beispiel über 80-jährig Methadon-abhängig, nachdem er in hohem Alter wieder rückfällig wurde. Dementsprechend kann man auch kein "normales" Hörbuch erwarten. Wie seine Person selbst ist auch diese fragmentarische Autobiographie über seine letzten Jahre außergewöhnlich, faszinierend oder abschreckend. Eigentlich handelt es sich aber nicht um eine Autobiographie, dieses Hörbuch enthält einige seiner Tagebucheinträge, welche Gedanken von ihm darstellen. Diese können in die verschiedensten Richtungen gehen, sie sind teilweise sehr persönlich, teilweise auf das Alltagsleben bezogen, teilweise politisch, gesellschaftskritisch,... Wie sollte es bei diesem Autor auch anders sein, die Tagebuchnotizen werden nicht einfach nur vorgelesen, sondern mit moderner Musik hinterlegt, die teilweise sehr aufrüttelnd bis nervig ist, stellenweise aber auch sehr harmonisch. Soundtechnisch klingt diese Produktion sehr gut, leider gibt es aber definitiv Punktabzüge, da man den Text manchmal nur sehr schlecht versteht. Für die Autofahrt ist dieses Hörbuch daher nicht unbedingt geeignet. Ein großer Pluspunkt ist aber die Musik, speziell die Lieder, welche das Hörbuch auflockern. Die Sängerin Bobo ist extra für dieses Hörbuch ins Studio gegangen, und hat einige wunderschöne Lieder aufgenommen. Es mag Geschmackssache sein, aber meiner Meinung nach sollten diese als Single erscheinen, sie gehören in die Hitparade. Wobei damit nicht gemeint ist, dass sie künstlerisch so flach sind und ohne Anspruch. Es sind ruhige Lieder, von der Stimmung ein wenig zweifelnd und kritisch, aber wunderschön. Fazit: dieses Hörbuch ist nicht für jedermann geeignet. Definitiv nicht. Man muss Interesse an Burroughs haben, an Gedanken-Collagen und ähnlichem. Aber es wird definitiv seine Fans finden. (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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