13.05.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags Kommissar Südens neuster Fall. Auf der Suche nach der 6-jährigen Nastassja Kolb greift Kommissar Tabor Süden zu verzweifelten Mitteln. Augenfarbe: braun. Größe: 129 Zentimeter. Alter: 6 Jahre. Geschlecht: weiblich. Nastassja Kolb ist verschwunden, und alle Vernehmungen laufen zunächst ins Leere. Bis Tabor Süden begreift, welches Spiel die Familienangehörigen mit ihm treiben. Aus Wut und Verzweiflung greift Süden zu Mitteln, mit denen er sich selbst fast ins Abseits manövriert…
Unsere Rezension Es sind bisher zwei Romane von Friedrich Ani als Hörbuch erschienen, in denen Tabor Süden ermittelt, und beide glänzten, so dass es mir unverständlich ist, warum Friedrich Ani nicht noch mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit findet. Er ist meiner Ansicht nach einer der ganz großen Stars der deutschen Krimi-Szene (und nicht nur meiner Meinung nach, da er schon einige Preise wie den deutschen Krimipreis 2002 gewonnen hat). Umso erstaunlicher, dass sein jüngstes Hörbuch, „Süden und das verkehrte Kind“ nicht so sehr überzeugen kann wie seine Vorgänger. Tabor Süden war in den letzten beiden Hörbücher bereits ein Ermittler, der sich mit seinem ganzen Herzen und seiner ganzen Leidenschaft um die vermissten Kinder bemühte, die zu finden seine Aufgabe ist. Die Leidenschaft des Tabor Süden sind aber nicht Hoffnung und Freude, sondern Traurigkeit, Beklemmung und Mitleid. Er ist ein Kommissar, der selbst leidet, am Leben und seiner Vergangenheit, und der seine Kraft daraus gewinnt, alles, wirklich alles zu tun, um zumindest anderen zu helfen, denn trotz oder gerade wegen seiner Traurigkeit kämpft er für andere wie ein Löwe, und teilweise auch mit recht unorthodoxen Methoden. Es sollte sich nie jemand zwischen ihn und ein bedrohtes Kind stellen. Aus dieser ungewöhnlichen Figur heraus entwickeln die Romane von Ani Friedrich eine ungeheure Kraft, die zwar düster ist, aber nichts desto trotz fasziniert und fesselt. Auf der anderen Seite sind die Krimis um Tabor Süden auch recht ungewöhnlich, denn es sind zum Teil mehr Psychostudien des Leidens (nicht der Gewalt!), und daher auch wesentlich niveauvoller als viele andere Krimis. So erstaunlich seine anderen Hörbücher bisher auch waren, in „Süden und das verkehrte Kind“ gelingt es Friedrich Ani aber zu keinem Zeitpunkt, eine ausgewogene Balance zwischen Krimi, psychologischem Spiel und Gesellschaftskritik zu finden. Sein feines Spiel mit Symbolik und Bedeutung wirkt in diesem Hörbuch recht platt, viele Situationen wirken so übertrieben, dass sie nicht mehr glaubwürdig sind. Beisielweise ist diese Geschichte auch eine Ode an wahre Männerfreundschaften, die nichts trennen kann. Ein großer Teil der Geschichte basiert auf diesem Moment. Aber recht unmotiviert schwingt die Freundschaft plötzlich in blinden (weil hoffnungslosen) Hass um, ohne die Zwischenstufen zu zeigen, die gerade ein Tabor Süden eigentlich vorweisen müsste: bedingungslose Hilfe. Süden ist eben kein perfekter Held, aber dieser psychologische Moment ist zwar spektakulär, bleibt aber unglaubwürdig. Über weite Strecken scheint dieser Aspekt, die wahre Männerfreundschaft, der bestimmende Moment des Hörbuchs zu sein, die eigentliche Krimi-Handlung steht ein wenig dahinter zurück. Umso erstaunlicher, dass gegen Ende plötzlich wieder – ebenfalls ein wenig unmotiviert –der Krimi an erster Stelle steht. Fazit: ich werde weiterhin jedes Hörbuch von Friedrich Ani mit Begierde aufsaugen, aber „Süden und das verkehrte Kind“ war eben einfach mal kein großer Wurf. Ob dies an der Buchvorlage liegt? Mag sein, es ist aber auch denkbar, dass bei der Kürzung dieses Romans genau die Momente weg gelassen wurden, welche zum Verständnis der Handlung aber vor allem der psychischen Entwicklung Südens notwendig gewesen wären. Immerhin kann Christoph Lindert über weite Strecken wieder wie gewohnt glänzen. In diesem Hörbuch liest er sogar einmal nicht nur vor, sondern spricht auch einige Passagen mit Dialogen so, dass er sich in die einzelnen Rollen hineinversetzt. Normalerweise ist Herr Lindert ein sehr feinfühliger Leser, der aber gerade nicht in die Rollen hinein schlüpft, sondern eher ruhig und distanziert liest. Wenn man ihn in diesem Hörbuch den Verdächtigen sprechen hört, dann weiß man aber, wie gut Christoph Lindert auch diese Sprechweise beherrscht. Weitere Hörbücher des Autoren German Angst
Gottes Tochter Gregor oder Wohin die Träume tragen Hinter blinden Fenstern Idylle der Hyänen Wer lebt, stirbt Wie Licht schmeckt (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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