28.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Inhaltsangabe des Verlags »... Als Schriftsteller beschäftige ich mich mit Wörtern. Je mehr Charaktere und Schauplätze sich von selbst entwickeln, um so wertvoller sind sie für künstlerische Vorhaben. Wenn ich lesen und nicht schreiben würde, ich wäre im wahrsten Sinne des Wortes aus meinem Körper herausgetreten und inmitten meiner Schauplätze und Charaktere, wie jener Maler, der sich dreimal verneigte und in seinem Bild verschwand. Eine grundlegende Veränderung im Bewußtsein ist notwendig. ...« William S. Burroughs 1975 zog sich William S. Burroughs auf ein Anwesen in Vermont zurück, um Träume und Ideen für seine schriftstellerische Arbeit zu notieren. Was entstand, war ein originelles Traumtagebuch, das Einblick gewährte in Burroughs’ Methode des „zufälligen“ Schreibens. Ende der Fünfziger Jahre hatte er die sogenannte Cut-up-Methode entdeckt, welche die Technik der Montage auf das Schreiben übertrug: Texte, eigene oder fremde, wurden zerschnitten und zufällig zusammengesetzt – ein Verfahren, das Burroughs zufolge den Gesetzen der Wahrnehmung entspricht und das Unbewusste zutage bringt. Fasst man Träume als Sprache des Unbewussten auf, scheint es konsequent, dass nicht wenige der Figuren und Schauplätze in Burroughs’ Werken auf das Material seiner Träume zurückgehen. Das Traumtagebuch von 1975 ist jedoch mehr als ein Steinbruch, denn auch das Traummaterial wird dem Cut-up unterzogen: Das »Tagebuch eines Rückzugs« ist kein chronologisches Tagebuch. Donnerstag und Freitag können hier mit Montag montiert sein, oder die Ausarbeitung eines Traums wird mit dem Traum selbst in einem Rasternetz aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft montiert. Die Struktur ist folgende: ein Mann sieht einen Film, montiert aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, aus Traum und Fantasie, ein Film, den der Hörer nicht direkt sehen, aber durch Worte sich erschließen kann. Das Hörspiel ist ein Versuch, Werkstatt und Traummaterial des Schriftstellers sinnlich erfahrbar zu machen. Burroughs’ Überlegungen zum unbewussten Schreiben, zur „Auslöschung der Wörter“ als Möglichkeit freier Assoziation und Dichtung, finden im Hörspiel ihre musikalische Entsprechung: es sind nicht nur die Wörter, die erzählen, Geräusche und Musik fördern das Unbewusste – die Sprache der Träume - zu Tage. Die Hörräume wollen die Semantik der Wörter nicht illustrieren, sondern als eigenständiges Element eine weitere Deutungsebene eröffnen - dem Gesetz entsprechend, dass die Traumstimmung nicht der Traumhandlung korrespondieren muss.
Weitere Hörbücher des Autoren LAST WORDS: qui vivre verra
(© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||