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 Hörbuch-News
Deutscher Hörbuchpreis 2004 mit großer Überraschung!


Die Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises 2004 endete mit einer großen Überraschung, denn der Preisträger in der Kategorie "Best of all" (Bestes Hörbuch des Jahres) ist jemand, der überhaupt nicht nominiert wurde.
Doch beginnen wir doch mit dem Anfang. Der Deutsche Hörbuchpreis wurde zum zweiten mal verliehen, und zum ersten mal im Funkhaus des WDR. Das schöne daran, es liegt direkt neben dem Kölner Dom, was zur feierlichen Atmosphäre noch beiträgt.
Die Gala begann mit einer echten Kuriosität, denn die Zuschauer wurden vom Moderator Roger Willemsen dazu aufgefordert, sich die nächsten Minuten mucksmäuschen-still zu verhalten, denn die 20.00 Uhr Nachrichten wurden live von der Bühne verlesen.
Darin erfuhr man unter anderem, dass der diesjährige 17. März der wärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnung war mit bis zu 24 Grad. Kein Wunder, dass man im Anzug zu schwitzen begann. Als dann die Meldung verlesen wurde, dass auf der am selben Tag eröffneten Cebit ein Seniorenhandy mit nur drei Tasten vorgestellt wurde, begann das Publikum doch vernehmbar zu schmunzeln. Diese Nachrichten drüften sich für den uneingeweihten wirklich ungewöhnlich angehört haben.
Aber auch die Überleitung zum Rahmenprogramm war ungewöhnlich und bemerkenswert, denn Zuschauer begannen plötzlich, sich laut über das Wetter zu unterhalten. Es war natürlich sofort klar, dass dies Sprecher sind, und das ganze inszeniert war, aber ein Highlight war es dennoch, vor allem, da diese überall im Zuschauerraum verteilt waren.
Die Sprecher stammen aus dem Wort-Ensemble des WDR, sind also die Sprecher, die man in Jingles und ähnlichem immer wieder zu Hören bekommt. Diese und das Ensemble Resonanz, ein klassisches Orchester, übernahmen zu größten Teilen das Rahmenprogramm der Veranstaltung.
Der Auftakt des Programms übernahm jedoch ein echter Sprach-Künstler, Marcus Jeroch. Er hielt einen Vortrag darüber, wie sich die deutsche Sprache anhört, wenn man einen Buchstaben wegläßt. So hielt er seine Rede ohne den Buchstaben "d", später auch ohne zwei Buchstaben, ohne drei, ... Eine phänomenale Leistung.
Dann begannen die Ehrungen. Roger Willemsen führte souverän durch diesen Parkour, und war zu einem großen Teil für den Glanz der Veranstaltung zuständig.

Beste Unterhaltung

Gewonnen hat hier das Hörbuch "Fälle" von Daniil Charms. Ausgezeichnet wurde aber Peter Urban, der nicht nur für die Bearbeitung der Buchvorlage zuständig war sondern das Hörbuch auch gesprochen hat.
Um einen kleinen Eindruck von den außergewöhnlichen Texten Daniil Charmes zu erhalten hier zwei Zitat:
"Puschkov sagte 'Die Frau ist die Werkbank der Liebe', und schon hatte er eine in der Fresse."
"Es war einmal ein Rotschopf, der hatte weder Augen noch Ohren. Er hatte auch keine Haare, so daß man ihn an sich grundlos einen Rotschopf nannte."

Daniil Charms, Fälle 
Auf Überraschungen sollte man bei Daniil Charms gefasst sein. Keine seiner Episoden, Szenen und Erzählungen entwickelt sich so, wie man es erwarten würde: Ein rothaariger Mann, der keine Augen und keine Nase und auch sonst überhaupt nichts hat, erweist sich für den Fortgang der Geschichte als völlig unbrauchbar, weshalb der Erzähler beschließt, lieber nicht mehr von ihm zu sprechen; ein Hungriger isst Buletten, die zu wenig Fleisch enthalten, worauf seine Ohren zu Boden fallen und ihn jählings der Tod ereilt; ein Damenbesuch endet damit, dass sie - ritsch-ratsch - eine Glatze bekommt; und eine vier-, nein eigentlich fünfbeinige Krähe wundert sich, wozu sie Kaffee gekauft hat. Charms geht von ganz alltäglichen Katastrophen aus, schildert die Rohheit der Leute, ihre im Unglück endende Dummheit. Das ganze Leben erscheint als eine Kette von tragischen Zwischenfällen, diktiert von Zufällen, voller absurder Komik und schwarzem Humor. Mit Witz, Wortspiel und ohne alle Sentimentalität schreibt Charms wider die Logik des Alltags und bricht damit die Idiotie des Lebens und bedrohliche Lebensrealitäten auf. Peter Urban - Charms kongenialer Übersetzer - liest die ausgewählten Texte vor.
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1 CD, 17,50 Euro    dieses Hörbuch bestellen


Beste Information

Sieger ist "Versuchen wir das unmögliche - Erinnerungen an Che Guevara" von Dr. Ursula Voss. Die Jury lobte ihr Bemühen, das Gedenken an Che nicht verblassen zu lassen. Dabei wird nicht nur viel wissenswertes vermittelt, sondern auch noch auf sehr gelungene Weise, mittles einer Kollage von Zeitzeugen-Aussagen, Texten von ihm, Geräuschen, ....
Frau Voss sorgte auch für den dramatischen Höhepunkt des Abends, da sie beim Verlassen der Bühne auf der Treppe stürzte, sie ist aber hoffentlich unverletzt geblieben. Von hier aus eine gute Besserung für die blauen Flecke!

Ursula Voss, Versuchen wir das Unmögliche. Erinnerungen an Che Guevara
Der Revolutionär: Che zum 75. Geburtstag Am 14. Juni 2003 wird er 75 Jahre alt: Ernesto »Che« Guevara, charismatischer Weggefährte Fidel Castros, Leitfigur der Linken, Symbol der Hoffnung auf eine gerechte Gesellschaft, ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Feature-Autorin Ursula Voss zeichnet die Stationen seines Lebens bis zur legendenumrankten Erschießung in Bolivien nach. Ihr akustisches Porträt, mit historischen und aktuellen Tondokumenten inszeniert, sucht den Menschen hinter dem Mythos und hinterfragt die »Faszination Che«, die bis heute ungebrochen ist. Für das Jubiläumsjahr 2003 sind zwei Kinofilme in Vorbereitung, mit Robert Redford als Mitproduzent bzw. Steven Soderbergh als Regisseur.
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1 CD, 15,49 Euro    dieses Hörbuch bestellen


Das besondere Hörbuch

In dieser Kategorie wurde kein einzelnes Hörbuch ausgezeichnet, sondern ein komplettes Verlagsprogramm. Der Verlag supposé wurde dafür ausgezeichnet, dass er sich so gekonnt bemüht um Dinge wie Bildung, Aufklärung und Wissen, Gebiete, welche viele Verlage als zu unlukrativ ansehen.
Beispielhaft eine Produktion von supposé:

Wolf Singer, Bindungsprobleme
Das Gehirn ist in der Welt und die Welt im Gehirn. Und um dieses zu beschreiben, muß das Gehirn versuchen sich selbst zu verstehen... Sind manche Menschen für solche Versuche nun begabter als andere, so ist Wolf Singer sicher einer der begabtesten weltweit - ein streitbarer Geist und einer, der seine Forschungen öffentlich macht. In seinen Neurobiologischen Überlegungen erläutert er die Entwicklung und Architektur des Gehirns. Schon bei der scheinbar einfachen Frage, über welche neuronalen Leistungen wir ein Gesicht in der Menge erkennen, werden wir in einen Abgrund geworfen von Wissen, Vermutungen, Hypothesen und Rätseln. Singer zeigt, dass selbst der "freie Wille", die Freiheit des Menschen, nur als Illusion zu haben ist. Wenn der Neurophysiologe John Eccles über die Grundbedingung aller Wissenschaften schreibt: "Wir wissen nicht, wir raten", so lässt uns Singer an diesem großen "Raten" teilhaben und zeigt, wie es zugeht, wenn das Gehirn das Gehirn verstehen will. Und das wiederum kann (für unser Gehirn) ein Genuss sein! "Es gibt im Gehirn keinen einzelnen Ort, wo alle Informationen zusammenlaufen, wo aus den verschiedenen Sinnessignalen schlüssige Bilder der Welt gefertigt werden, wo Entscheidungen fallen, wo das Ich "Ich" sagt. Stattdessen sehen wir uns einem extrem dezentral organisierten System gegenüber, in dem an vielen Orten gleichzeitig visuelle, auditorische oder motorische Teilergebnisse erarbeitet werden. Und diese koordiniert das Gehirn auf recht geheimnisvolle Weise zu einer zusammenhängenden Deutung von Welt. Wie es kommt, dass dieses System auch über sich selbst Protokoll führt, so dass es sich seiner selbst bewusst wird, zählt zu den faszinierendsten philosophischen Fragen unserer Zeit." Inhalt: Bemerkungen zur Evolution des Gehirns / Eine kurze Geschichte der Hirnforschung / Zwei unterschiedliche Beschreibungssysteme / Das Problem des freien Willens / Bindungsprobleme / Die Verlässlichkeit unserer Sinnessysteme Wolf Singer (geboren 1943) ist Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main.
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1 CD, 18,00 Euro    dieses Hörbuch bestellen


Beste Interpretation

Das der Deutsche Hörbuchpreis sich nicht an Verkaufszahlen orientiert, sieht man auch an der Ehrung eines sehr kleinen Verlages in dieser Kategorie. Der Schweizer Ueli Jäggi wurde für seine wirklich ausgezeichnete Interpretation von "Bartleby, der Schreiber" ausgezeichnet. Die Zuschauer konnten sich selbst eine Meinung davon bilden, denn es wurde - wie auch von allen anderen Siegertitel - ein kurzer Ausschnitt angespielt.
Eine bewusst nicht auf Perfektion abgestimmte Produktion, die aber sehr lebhaft und eindringlich gelesen wird.

Herman Melville, Bartleby, der Schreiber
Ein New Yorker Notar, selbstgefälliger Besitzer einer gutgehenden Praxis, stellt einen blassen, unauffälligen Mann als Schreiber an: Bartleby. Der Notar ahnt nicht, dass dieser seine gesicherte Existenz durcheinander bringen wird und ihn um ein Haar ruiniert. Dabei tut der Schreiber fast übereifrig seine Pflicht, bis er mit der stereotypen Formel «I would prefer not to» die Arbeit verweigert.
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1 CD, 16,80 Euro    dieses Hörbuch bestellen


Bestes Kinder- / Jugendhörbuch

In diesem Bereich gewann ein wirklich ganz besonderes Hörbuch, welches versucht, den Kindern heutzutage die Verbrechen und das Grauen im dritten Reich näher zu bringen, ohne diese zu überfordern. Es macht zwar traurig, aber zugleich auch mutig.
Der eingespielte Ausschnitt war wirklich sehr bewegend.

Georg Wieghaus, Nie Wieder 
Die 6-teilige WDR-Hörspielreihe "Nie wieder" beschreibt Situationen aus der Nazi-Zeit, in der Kinder mit staatlich legitimierter Gewalt konfrontiert wurden. U. a geht es um den jüdischen Jungen Hans Abraham Ochs, der von Jungen aus der Hitlerjugend erschlagen wurde. Es erzählt von einem jüdischen Mädchen, das den Nationalsozialismus überlebt. Es geht um die Geschichte eines Mädchens, das von ihrem Vater Briefe aus dem Krieg erhält. Anne berichtet, wie sie im Krieg von ihren Eltern getrennt wird. Und es schildert die Geschichte eines Hitler-Jungen und sein spätes Erwachen aus dem deutschen Dunkel. "Nie wieder", mit dem CIVIS-Medienpreis ausgezeichnet, ist eine Hörspielproduktion von einzigartiger Qualität.
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3 CDs, 15,00 Euro    dieses Hörbuch bestellen


Best of all

In dieser Kategorie folgte nun die kleine Sensation, denn wie bereits oben erwähnt, gewann keines der nominierten Hörbücher. Die Jury setzte sich einstimmig über die Vorschläge des Nominierungsgremiums hinweg, was den Statuten entspricht, und sprach sich für ein ganz anderes Hörbuch aus, nämlich "Auf Schwimmen – Zwei Vögel" von Flann O'Brien, übersetzt und gesprochen von Harry Rowohlt.
Diese Entscheidung überraschte zwar aufgrund der Nicht-Berücksichtigung der Nominierungen, aber nicht aufgrund der Person Harry Rowohlts. Ein ganz besonderer Künstler, der wie kein anderer versteht, Sprache, Kunst und Kultur zusammen zu bringen mit Spaß, Sprüchen und Unterhaltung. Wir konnten Herrn Rowohlt dieses Jahr auf einer Lesung bewundern, und können die Entscheidung der Jury daher nur vollauf unterstreichen!

Flann O'Brien, Auf Schwimmen – Zwei Vögel 
Ein einmaliges Tondokument: Harry Rowohlt liest ungekürzt und Silbe für Silbe "Auf Schwimmen-zwei-Vögel", das Hauptwerk seines Lieblingsautors Flann O´Brien.
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8 CDs, 49,00 Euro    dieses Hörbuch bestellen


After-Show-Party

Nachdem die offizielle Verleihung geendet hatte, zogen Preisträger, Jury, Verleger aber auch das Publikum um in ein vorbereiteten Raum, in dem die After-Show-Party stieg, und man hautnah mit allen sprechen konnte.


Weitere Informationen
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 Hörbuch-News: Nominierungen für den Deutschen Hörbuchpreis 2004
 Hörbuch-News: Die Empfehlung des Jahres: echthoerbuch auf einer Lesung von Harry Rowohlt
(© echthoerbuch.de 18.03.2004)
 


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