30.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags Die atemberaubenden Biographien der größten Jazz-Stars ihrer Zeit, gelesen von Rufus Beck(u.a. die Stimme der Harry Potter Hörbücher)! Um einem eigenwilligen Genre einen eigenen Stempel aufzudrücken, bedarf es schon besonderer Qualitäten. Chet Baker, Thelonious Monk und Charles Mingus besaßen diese – und zwar reichlich. Neben ihren einzigartigen Lebensläufen beschreiben die Hörbücher die musikalischen Entwicklungen der Künstler – anhand von repräsentativen Musikaufnahmen. Jedem Hörbuch beigefügt ist eine „Best-Of“-CD mit ausgewählten Tracks der Künstler.
Unsere Rezension Das Medium Hörspiel oder Hörbuch dazu zu benutzen, dem neugierigen Hörer einen Musikstil oder einen bestimmten Komponisten näherzubringen, ist nicht unbedingt ein neues Konzept - Platten mit solchen Absichten gibt es bereits seit mindestens fünfzig Jahren. Auch im Jazzbereich gab es diesbezüglich einige Experimente, nicht zuletzt die teilweise legendären Lesungen des Jazzpapstes Joachim Ernst Behrendt, der auch mit Hilfe von New Age- und Weltmusikklängen versuchte, die Ohren seiner Hörer für neue, ungewohnte und unbequeme Klänge zu öffnen. ZYX geht allerdings einen etwas anderen Weg. Einzelne Jazzinterpreten werden herausgesucht und man versucht, einen Überblick über Leben, Entwicklung und ihre Bedeutung für die Musik zu geben. Die Texte der einzelnen Folgen wurden von Jazzkenner und -interpret Marcus A. Woelfle geschrieben, der bereits seit einiger Zeit für den vergleichsweise jungen Jazzbereich von ZYX Music Begleithefte verfasst und seine Kompetenz bei vielen Neuveröffentlichungen oder Zusammenstellungen unter Beweis gestellt hat. Als Sprecher gewann man mit Rufus Beck einen der prominentesten Sprecher unserer Tage. An der CD-Box fällt zunächst auf, dass sie aus zwei CDs besteht. Die erste beinhaltet die „Chet Baker Story“, gelesen von Rufus Beck, angereichert mit Musikbeispielen. Diese Vorgehensweise ist nichts Neues und hat sich bereits bei vielen anderen Produktionen bewährt (siehe oben). Ungewöhnlich ist dagegen der Inhalt der zweiten CD: eine reine Musik-CD, ohne gesprochene Kommentare und - wie eine spätere Überprüfung zeigte - auch im Booklet nur mit den üblichen Angaben versehen: Aufnahmedatum, Dauer, Interpreten, Urheber, etc. Diese Entscheidung ist eher ein zweischneidiges Schwert, denn durch diese zweite CD und das deutlich vom Standard abweichende Design der Box wurden anscheinend die Kosten der „Chet Baker Story“ in die Höhe getrieben Einerseits stellt sich nun die Frage, ob Neulinge wirklich so neugierig sind, dass sie ihr Geld zu diesem Preis in diese Doppel-CD investieren, andererseits überlegt man sich, ob nicht durch diese Maßnahme die alten Hasen verschreckt werden, die bereits die Musiktitel der zweiten CD besitzen. Vielleicht wäre weniger hier doch mehr gewesen. Marcus A. Woelfle beschreitet bei seiner „Chet-Baker-Story“ einen etwas ungewöhnlichen Weg. Anstatt die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge wiederzugeben, nimmt er sich einzelne Facetten, Anekdoten und Zitate von Bakers Musikerkollegen und versucht so, ein Gesamtbild von Chet Baker, seiner Persönlichkeit, seinen Einflüssen, seiner Musik und seiner jahrzehntelangen Drogensucht zu zeichnen. Auf diese Weise bleibt der Text interessant und unterhaltsam und verkommt nicht zu einem uninspirierten Abspulen von biographischen Daten. Dass Rufus Beck mit Belletristik sehr viel besser zurechtkommt als mit einer Biographie, ist bereits während der ersten Minute spürbar. Das soll nicht heißen, dass er seine Sache schlecht macht, allerdings fehlt ihm der neutrale oder nüchterne Unterton in der Stimme. Er versucht im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Text eine „Story“ zu machen, wodurch das Hörbuch natürlich noch unterhaltsamer wird. Gleichzeitig nimmt Rufus Beck einigen Textpassagen den kritischen Unterton, wodurch das Hörbuch in Verbindung mit Bakers Musik sehr viel mehr Harmonie ausstrahlt als wahrscheinlich vom Verfasser vorgesehen. Der komplette Text der Story wurde übrigens als besonderer Bonus im beiliegenden 20seitigen Booklet abgedruckt. Klanglich fällt auf, dass die erste CD sonderbar verwaschen klingt und vor allem zu Beginn unsauber abgemischt wurde. Das bezieht sich nicht nur auf die Sprachaufnahmen, sondern auch auf die Musik - schon im ersten Beispiel ist ein sonderbares Klirren in den oberen Tonlagen zu hören, ähnlich wie bei einer schlecht komprimierten mp3-Aufnahme. Glücklicherweise scheint man zumindest im Musikbereich das Problem schnell in den Griff bekommen zu haben, denn die nachfolgenden Musikbeispiele klingen wesentlich besser; die Sprachaufnahme allerdings bleibt in diesem Fall etwas unglücklich. Die zweite CD zeigt sich klanglich allerdings von ihrer allerbesten Seite - die digital aufbereiteten Musikaufnahmen klingen beeindruckend klar und transparent. Die Musik auf beiden CDs wurde eigentlich sehr respekt- und liebevoll zusammengestellt, allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler: während der Text sich intensiv mit Bakers zwei Karrieren auseinandersetzt (vor und nach seiner Schlägerei 1966, die ihn einige Zähne kostete), stammen die meisten Titel aus den 50er Jahren, so dass man sich von Bakers späterem Werdegang musikalisch kein echtes Bild machen kann. „The Chet Baker Story“ ist eindeutig auf neugierige Nicht-Kenner des Trompeters und Sängers ausgerichtet, liefert grundlegende, gut recherchierte und verpackte Informationen, Anekdoten und Klangbeispiele, die bereits Eingeweihten natürlich längst vertraut sind. Zum Reinschnuppern ist die CD sicherlich genau das Richtige, allerdings mit einigen Abstrichen aufgrund der schlechten Abmischung der ersten CD, der Musikauswahl, die fast ausschließlich Bakers Anfangszeit umfasst, und des Preis-Leistungs-Verhältnisses. Ein guter Einstieg, ein gutes Konzept, mit Steigerungspotential. (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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