13.05.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags Der junge, früh verwaiste Hans Castorp besucht seinen lungenkranken Vettern Joachim in einem Sanatorium in Davos. Aus dem geplanten dreiwöchigen Aufenthalt werden sieben Jahre. Fasziniert von der morbiden Atmosphäre, versinkt Castorp nach und nach in einen schwebenden Zustand der Zeitlosigkeit...
Unsere Rezension „Der Zauberberg“ von Thomas Mann gilt allgemein als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur. Nicht ganz zu Unrecht, denn der Roman hat einiges zu bieten, außer - und hier fangen die Schwierigkeiten an - einer Handlung. Tatsächlich lässt sich diese grob in einem oder zwei Sätzen zusammenfassen: Hans Castorp, ein junger Ingenieur, reist nach Beendigung seines Studiums nach Davos, um seinen kranken Vetter für drei Wochen in einem Lungensanatorium zu besuchen. Fasziniert von dieser ganz eigenen, abgeschiedenen Welt in den Bergen gibt er jedoch seinem eigenen Hang zur Trägheit nach und bleibt ganze sieben Jahre anstelle der vorgesehenen drei Wochen an diesem Ort, als eigentlich Gesunder unter Kranken und Todgeweihten. Das Faszinierende des Romans geht eher von den vielen Charakteren aus, denen Hans Castorp während seines Aufenthalts begegnet, und den - meist philosophischen - Diskussionen über Leben, Tod und Zeit, die er mit ihnen oder sie in seinem Beisein führen. Thomas Mann zeichnete mit den Charakteren auf seinem Zauberberg feinfühlige Portraits seiner Zeitgenossen, in einer Zeit des Umbruchs, in der die letzten Ausläufer der Ansichten des 19. Jahrhunderts auf die junge, dynamische Generation des 20. Jahrhunderts trafen. Eine Umsetzung des Buches als Hörspiel hat also mit mehreren Problemen zu kämpfen: Handlungsarmut, genaue Zeichnung der Charaktere, Verständlichkeit der philosophischen Gespräche und nicht zuletzt auch die Länge. Es ist umso überraschender, dass die Umsetzung des Bayerischen Rundfunks sehr gut gelungen ist. Die Bearbeitung ist sehr einfallsreich geraten, Teile des Erzählertextes wurden zu Monologen Castorps, was zu einer Entlastung des ohnehin schon schwer geforderten Erzählers Udo Samel führt. Vor allem Landschaftsbeschreibungen und Teile allzu ausufernder Diskussionen fielen dem Rotstift zum Opfer, wodurch das Hörspiel enorm an Dichte und Atmosphäre gewinnt. Dass viele ironische Seitenhiebe Thomas Manns ebenfalls gestrichen wurden und ausgerechnet das sonderbare Kapitel „Schnee“ etwas unglücklich gekürzt wurde, fällt kaum ins Gewicht. Auch die Besetzung ist großartig geraten: Konstantin Graudus überzeugt in der Rolle des phlegmatischen und neugierigen Hans Castorp voll und ganz; es gelingt ihm mühelos, sowohl die inneren Monologe wie auch die Dialoge glaubwürdig vorzutragen, Felix von Manteuffel glänzt als dynamisch-redegewandter Aufklärer Settembrini, Karina Krawczyk wechselt als Clawdia Chauchat mühelos vom Französischen ins Deutsche und vom Mysteriösen zum Offenherzigen, Friedhelm Ptok als Hofrat Behrens wirkt von der ersten Sekunde an jovial und selbstverliebt - in vielen Fällen dürfte es sich wohl um die Idealbesetzung für dieses Hörspiel handeln. Einzige Kritikpunkte: Hans Kremer wirkt als Naphta wie ein träger Leisetreter, was absolut nicht zu der Rolle passt, und bei wirklich allen auftretenden Personen wurden sämtliche Hinweise auf deren Herkunft konsequent ignoriert - kein einziger Akzent ist zu hören, weder italienisch noch jüdisch noch holländisch. Um die verwirrende Atmosphäre des Hörspiels noch zu unterstreichen, wurden die Effekte auf sehr unterschiedliche Art eingesetzt. Es gibt einige typische Geräusche, mit denen man im Laufe des Hörspiels immer wieder konfrontiert wird und die bestimmte Handlungsweisen verdeutlichen sollen, zum Beispiel das Einschenken eines Weinglases oder das Auflegen eines Tonarms auf eine Schellackplatte. Man tut gut daran, diese Effekte als künstlerisches Element zu betrachten, anderenfalls fangen sie nach einiger Zeit an zu nerven. Die übrigen Effekte wurden sehr passend in das Hörspiel eingebaut und passen sich der jeweiligen Szene an. Die Musik von Michael Riessler fügt sich in das Gesamtbild ebenfalls hervorragend ein – im etwas älteren Stil gehalten untermalt sie nicht zu aufdringlich die Erzählpassagen und Dialoge und tritt höchstens dann in den Vordergrund, um bestimmte Szenen mit einem Leitmotiv einzuleiten. Alles in allem also ein kleines Kunstwerk des Bayerischen Rundfunks, das der Vorlage Thomas Manns größtenteils gerecht wird, trotz Hörspielbearbeitung nicht allzu leicht verdaulich ist und vielleicht sogar Lust darauf macht, den Roman zu lesen, um einige Diskussionen noch einmal in voller Länge genießen und überdenken zu können. Gewohnte Nicht-Mitdenker oder Leute, die sich Hörspiele nur nebenbei anhören, sollten sich jedoch besser nach etwas Anderem umsehen – „Der Zauberberg“ verlangt auch als Hörspiel ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und bestenfalls sogar historisches, literarisches oder philosophisches Interesse, denn die Handlung selbst ist - wie bereits erwähnt - nicht wirklich der Rede wert und 10 CDs bzw. 8 Kassetten ohne Handlung können sehr langweilig sein, wenn die Bereitschaft fehlt, den Charakterisierungen und Diskussionen zu folgen. Ihr Kommentar von GwenWunderbares Hörbuch. Klangtechnisch ein Erlebnis. Man wird direkt in die Welt des "Zauberbergs" reingezogen und fühlt sich selbst verzaubert. Meisterhafte, kongeniale Hörspieladaption. Weitere Hörbücher des Autoren 100 Jahre Buddenbrooks - Die Revolution
Aus den Tagebüchern 1953-1955 Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Briefwechsel Buddenbrooks Buddenbrooks Buddenbrooks Buddenbrooks Buddenbrooks (Das Hörspiel zum Film) Das Eisenbahnunglück, Das Wunderkind Der Erwählte Der junge Joseph (Band 2) Der Kleiderschrank Der kleine Herr Friedemann Der kleine Herr Friedemann Der kleine Herr Friedemann Der kleine Herr Friedemann / Luischen Der Tod in Venedig Der Tod in Venedig Der Tod in Venedig Der Tod in Venedig Der Zauberberg Der Zauberberg Deutsche Hörer Deutsche Hörer Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Die Betrogene Die Damengesellschaft Die Geschichten Jaakobs (Band 1) Die großen Hörspiele (Buddenbrooks / Der Zauberberg / Der Tod in Venedig) Die Schwierigkeit des Schreibens Die vertauschten Köpfe Doktor Faustus Doktor Faustus Doktor Faustus Vol. I Doktor Faustus Vol. II Ein deutscher Bruderzwist Erzählungen Fiorenza Fülle des Wohllauts Gladius Dei - Schwere Stunde Gladius Dei - Schwere Stunde Herr und Hund Herr und Hund Hörwerke Thomas Mann Joseph in Ägypten (Band 3) Joseph und seine Brüder Joseph und seine Brüder Joseph, der Ernährer (Band 4) Königliche Hoheit Lebensmusik Lotte in Weimar Lotte in Weimar Lotte in Weimar Mario und der Zauberer Mario und der Zauberer Mario und der Zauberer Nicht einverstanden! Reden 2 Reden 3 Schwere Stunde - Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Textauszüge Tonio Kröger Tonio Kröger Tonio Kröger Tristan Tristan Unordnung und frühes Leid Unordnung und frühes Leid Väter und Söhne Weihnachten bei den Buddenbrooks Weihnachten bei den Buddenbrooks Wälsungenblut Wälsungenblut „Ich habe mich nie für groß gehalten …“ (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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