24.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags USA, 21. Jahrhundert ein Virus rafft die zeugungsfähigen Männer dahin, darunter auch den Präsidenten. Sarah Bedford, seine Nachfolgerin, errichtet eine feministische Diktatur und läßt eine kleine Forschergruppe -geschützte Männer unter Aufsicht weiblicher Milizionärinnen nach einem Gegenmittel suchen. Kastendenken, Bespitzelung und Denunziation machen den Alltag im Lager zur Hölle. Und doch keimt zwischen den Geschlechtern wieder ein archaisches Gefühl: die Liebe. Das hochkarätige Sprecherensemble und die grandiose Musik der Elektronik-Pioniere UNICYCLEMAN machen den Science-fiction-Klassiker zu einem Hörspiel der Extraklasse.
Unsere Rezension Dieses Hörspiel beginnt zunächst als Studie, wie sich die Menschen und der Staat im Falle einer tödlichen und ansteckenden Seuche verhalten. Ein starker gesellschaftskritischer Aspekt durchweht die Geschichte wohltuend. Anschließend wechselt das Hörspiel aber zur Betrachtung der abstrusen Lebensumstände in der neuen Gesellschaftsordnung aus der persönlichen Sicht eines einzelnen Mannes. Die weltpolitischen Auswirkungen bekommt man nur am Rande mit. Und das ist gut so, denn schließlich steht "Die geschützten Männer" ja nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Das Leben des Arztes, welcher die neue Seuche entdeckte, wird weiter verfolgt. Er wird zu einem "geschützten Mann", der in einer Art Forschungs-Ghetto lebt, und nur aufgrund seines Wissens einen Platz in der neuen "Frauen-Welt" hat. Wer aber erwartet, dass er aufgrund seiner Zeugungsfähigkeit bei den Frauen nun hoch im Kurs steht, täuscht sich. Erst am Ende des Hörspiels erlebt er und der Hörer das männliche Schlaraffenland. Aufgrund dieses Endes ist dieses Social-Fiction genannte Hörspiel eher für Männer empfehlenswert, für Frauen ist das Ende wohl ein wenig zu machohaft. Leider kann auch das "weltpolitische" Ende nicht so ganz überzeugen, wie es der Beginn auf jeden Fall tut, denn die Auflösung erfolgt ein wenig zu schnell. Wer übrigens viel Sex in diesem Hörspiel erwartet, wird enttäuscht, schließlich handelt es sich um eine Produktion für das Radio. Aber Phantasien, wie es wohl wäre, an der Stelle des Arztes zu sein, darf sich jeder Mann machen, und ein klein wenig werden diese Gedanken auch akustisch unterstützt. Welcher Mann hat schließlich noch nicht einmal davon geträumt, der einzige "potente" Mann auf der Welt zu sein unter lauter Frauen? Robert Merle ist nur der erste, der diesen Traum literarisch umsetzt. Die Sprecher überzeugen auf voller Linie. Sie sind so geschlossen gut, dass man keinen positiv oder negativ heraus heben kann. Fazit: Genialer Beginn, gute Mitte, akzeptables Ende. Unsere Rezension Als unterhaltsame Zukunfts-Posse taugt das vom MDR produzierte und nunmehr vom Audio Verlag auf Tonträger herausgebrachte, ansprechend inszenierte Hörspiel allemal. Eine ernstzunehmende satirische (oder gar realistische?) Gesellschaftsutopie ist die Story um die Tabuisierung des Sex innerhalb einer matriarchaisch organisierten Welt eher nicht. Die soziale Gegenüberstellung von Mann und Frau scheint in einem luftleeren Raum stattzufinden. Die Einbindung in einen kulturellen oder wirtschaftlichen Kontext findet nicht statt. So gesehen ist die Geschichte nicht „weit genug“ bzw. nicht „tief genug“ erdacht. Welche Hierarchie wäre so dumm, den Sex zu verpöhnen? Fressen, Einsamkeit, Religion aber auch Sex sind Opium (und sicher auch in Zukunft Wirtschaftsfaktoren) für das Volk. Sich diese Druckmittel selbst zu nehmen wäre in dieser diktatorischen Radikaltität politisch wahrhaft unsinnig, Männerseuche hin oder her. Die Folgen einer Über-Sexualisierung, insbesondere in einem von Frauen geführten Regime, wäre also das weitaus interessantere und ergiebigere Thema gewesen. Mit der postmodernen Tabuisierung des Geschlechtstriebs bekommt die Story jene technokratische Sterilität, die uns schon an Orwell’s pathetischem „1984“ befremdete und jene moralische Kontrastierung, die uns schon in Fritz Lang’s „Metropolis“ zu schwarz-weiß erschien. Somit ist „Die geschützten Männer“ beinah ein altmodisches Hörspiel. Aber gut gespielt und kurzweilig inszeniert. Weitere Hörbücher des Autoren Das Idol
(© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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