27.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags "Ich hab's in einer Nacht ausgelesen" Laudatio auf Bernhard Schlink anläßlich der Verleihung des WELT-Literaturpreises. Von Christoph Stölzl Sieht man die Rezensionen des "Vorlesers" in Deutschland und in der Welt durch, dann ist es so, als ergäben sie, komprimiert, einen einzigen Satz: Das ist das Buch, auf das wir so lange gewartet haben, ohne es zu wissen. Er ist ein Bestseller besonderer Art; nicht lärmend und triumphierend, begleitet oder erzeugt - wer mag das oft unterscheiden? - von dem, was man in unschöner militärischer Begrifflichkeit "PR-Kampagne" nennt, sondern unter der Oberfläche, ähnlich einer unmerklich sich bewegenden tektonischen Verschiebung. Der 15jährige Schüler, der sich in die 20 Jahre ältere Straßenbahnschaffnerin verliebt, die ein doppeltes Geheimnis verschweigt, symbolisiert die schuldlose neue Generation, die in Liebe und Nähe unlösbar verschlungen ist mit den Eltern, die, um es in den Worten von Heinrich Heine zu sagen, voller Geschichten sind, "die man wohl weiß, aber nicht wissen will oder lieber vergäße, als dass man sie ins Gedächtnis zurückriefe". "Der Vorleser" ist im zentralen Teil auch ein unerhört dichtes Selbstgespräch des Autors über den Umgang der Deutschen mit Schuld und Sühne. Auf kurz oder lang werden die rechtsphilosophischen Sätze aus dem Roman in die öffentlich-politische Sphäre wandern. Der Roman von Hanna und Michael spielt in Deutschland, weil die deutsche Geschichte dieses Jahrhunderts voller unerhörter Geschichten und voller haarsträubender moralischer Exempel steckt. Das Buch erzählt von der Hilflosigkeit juristischer Formeln bei der Antwort auf die größte moralische Katastrophe unserer Zeit. Es wagt, dem Vorwurf der "Unfähigkeit zu trauern" die Bescheidenheit einer "Unmöglichkeit zu trauern" gegenüberzustellen, aus Einsicht in die Begrenztheit unserer Fähigkeit zum Lesen und Aussprechen der Vergangenheit. Wie man den "Vorleser" auch lesen könnte: als große Liebesgeschichte, die bewußt versteckt ist in eine historische Parabel
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