26.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags Als John seinen Schulfreund Percy in die Ferien nach Hause begleitet, erzählt der ihm unterwegs, sein Vater sei der mit Abstand reichste Mann der Welt. Und wirklich: Angekommen in Montana, findet sich John in einer Welt von unvorstellbarem Luxus wieder: Percys Vater besitzt einen Diamanten, der größer ist als das Hotel Ritz. Doch der Reichtum birgt ein tödliches Geheimnis. Das Hörspiel unter der Regie von Wolfgang Rindfleisch zeichnet den Übergang von der Ferienidylle in einen unentrinnbaren Alptraum überzeugend nach. Durch das böse Märchen von F. Scott Fitzgerald führt Jürgen Hentsch als Erzähler.
Unsere Rezension Anfangs denkt sich John Unger nichts dabei, als sein Freund Percy Washington ihn einlädt, die Ferien auf dem Gut seiner Familie zu verbringen. Doch aus der Reise wird ein Ausflug ins Paradies - es stellt sich heraus, dass Familie Washington geradezu in Geld schwimmt, da sie einen gigantischen Diamanten ihr eigen nennt. John wird auf dem himmlischen Anwesen behandelt wie ein junger König. Und als er feststellt, dass Percys schöne Schwester Kismine offensichtlich ein Auge auf ihn geworfen hat, schwebt er endgültig auf einer rosafarbenen Wolke. Doch plötzlich wird ihm bewusst, dass hinter dem schönen Schein grausame Dinge vor sich gehen, denen er selbst zum Opfer fallen kann. Francis Scott Fitzgerald (1896 - 1940) war Anfang der 20er Jahre das Lieblingskind der jungen, amüsierfreudigen und konsumsüchtigen amerikanischen Generation. Mit seinem ersten Roman hatte er sich 1920 Eintritt in diese Kreise verschafft, wurde jedoch bereits fünf Jahre später wieder ausgestoßen, als er in seinem bekanntesten (und posthum erfolgreichsten) Roman „Der große Gatsby“ die Leere hinter dieser schillernden Fassade offen darstellte. Die Geschichte „Ein Diamant - so groß wie das Ritz“ entstand 1922 und deutete bereits an vielen Stellen an, dass er mit dem unbekümmert-ausschweifenden Lebensstil seiner Zeit- und Standesgenossen seine Probleme hatte. Allein die originelle, makaber-düstere Geschichte wäre schon erwähnenswert, doch was Bearbeiterin Katrin Wenzel und Regisseur Wolfgang Rindfleisch aus ihr machen, ist einfach verblüffend gut und bis ins letzte Detail durchdacht. Die Dialoge wirken zwar sprachlich zwangsläufig etwas angestaubt, da die Geschichte fest in den 20er Jahren verwurzelt ist, doch die Sprecher meistern diese Aufgabe glänzend. Was die allgemeine Leistung der Sprecher angeht, kann man sicher sagen, dass Boris Aljinovic als John Unger auf jeden Fall eine gute Figur macht und Jürgen Hentsch einen erstklassigen Erzähler abgibt. Die weiteren Rollen wurden ebenfalls mit sehr guten Sprecherinnen und Sprechern besetzt (Astrid Meyerfeldt, Kathrin Angerer, Lars Rudolph, Rüdiger Joswig etc), allerdings verfolgte die Regie wohl ihre eigenen Pläne. Besonders auffällig ist nämlich die sonderbare Sprechweise einzelner Figuren, die vielleicht anfangs etwas anstrengt oder sogar nervt, bei der aber im Laufe des Hörspiels klar wird, dass durchaus eine gewisse Idee dahintersteckt. Auch die Musik überrascht - anstatt auf Salonmusik der 20er Jahr zurückzugreifen, wie es sich vielleicht angeboten hätte, darf Ex-Britannia Theatre-Kopf Alexander Krohn auf einer effektbeladenen E-Gitarre ein einfaches Thema spielen und einige Worte singen. Dort, wo andere Regisseure das Effektarchiv geplündert hätten, hält man sich hier vornehm zurück, beschränkt sich wirklich auf das allernötigste und belässt die Figuren im Vordergrund, wodurch die Atmosphäre noch bedrückender und gedämpfter wirkt. „Ein Diamant - so groß wie das Ritz“ ist ein ebenso unterhaltsames wie düsteres Hörerlebnis geworden, das einen auf jeden Fall in seinen Bann zieht. Besonders empfehlenswert ist dieses Hörspiel für Leute mit feinem, schwarzem Humor oder solche, welche die Welt der offensichtlich Reichen und Mächtigen kritisch beäugen. Ein kurz(weilig)es Hörspiel mit Langzeitwirkung. Weitere Hörbücher des Autoren Der große Gatsby
Der seltsame Fall des Benjamin Button Drei Stunden zwischen zwei Flügen Genau nach Plan - Die Kinderparty Wiedersehen mit Babylon Wiedersehen mit Babylon Winterträume (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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