18.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags Auf der Suche nach den passenden Schrauben trifft der geplagte Heimwerker auf den verdübelten Wahnsinn des Alltags. Ist nicht die ganze Bundesrepublik ein schlecht funktionierender Baumarkt?
Unsere Rezension Urban Priol, Jahrgang 1961, seit 1982 unterwegs auf den Brettern, die die Welt bedeuten, startete seine Solokarriere 1995 mit seinem Programm „Köpfe im Kopf“. Bereits ein Jahr später tourte er mit seinem zweiten Soloprogramm „Kwittung, bitte“, in dem er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit seine Pointen und Gedankensprünge auf das Publikum niederprasseln ließ. Bevorzugte Ziele waren - neben der aktuellen Politik - sein Steuerberater und Baumärkte. Ausgangspunkt und roter Faden durch das gesamte Programm ist das Urinal, das er sich gerade in seinen „Badezimmerschlauch“ gedübelt hat und das infolgedessen seiner Meinung nach als Immobilie durchgehen sollte. Der wirrköpfige Wirbelwind sorgt noch heute für Unterhaltung, seine Witze sind spitzer geworden, seine Gedankensprünge spektakulärer, aber trotzdem gibt es immer noch den einen oder anderen Seitenhieb auf Steuerberater oder Baumärkte zu hören. Das könnte der Grund dafür sein, dass dieses Programm nach wie vor auf CD erhältlich ist, denn viele der Lästereien, die man bei diesem Livemitschnitt findet, gehören spürbar einer ganz anderen Zeit an. Eigentlich klar, denn es war 1996/97- damals war Helmut Kohl noch Bundeskanzler, BSE war gerade in aller Munde, die ersten Handies fingen gerade an zu vibrieren und die Bank von Albanien wurde von Krisen geschüttelt … insofern muss man ganz klar sagen, dass ein Großteil des Programms schon längst Schnee von gestern ist. Alt - ja, aber ganz bestimmt nicht langweilig, da Priol sich nicht nur auf eine einzige Baustelle konzentriert, sondern permanent nach Zusammenhängen und Überleitungen sucht, aus denen sich neue Gemeinheiten und Spitzfindigkeiten ergeben. Glücklicherweise schildert er alles aus seiner eigenen Perspektive und versucht auch nicht, oberlehrerhaft seine Weisheiten an sein Publikum weiterzugeben, sondern er stellt sich als Opfer der modernen Zeiten hin, der Spaß- und Stressgesellschaft, dem langsam aber sicher alles über den Kopf zu wachsen droht und das verzweifelt versucht, in allen Ereignissen noch einen Sinn zu sehen. Es ist eigentlich klar, dass er an diesem Vorhaben scheitern muss, aber trotzdem macht es einfach Spaß, ihm auf seinen verwinkelten Gedanken zu diesem Ergebnis zu folgen. Wenn er sich vor dem Baumarkt Mut antrinkt, sich darüber Gedanken macht, statt seiner Quittungen seine Kreditsachbearbeiterin zu recyceln, darüber philosophiert, dass heutzutage das Fußballspiel an sich doch eigentlich nur noch am Rande interessiert und wenn er im kilometerlangen Stau trotz Goethe-Kenntnissen mal wieder kein Survival-Lunch-Paket vom ADAC abkriegt, da er kein Mitglied ist, dann weiß man, welche Höhenflüge von diesem Kreuz- und Querdenker noch zu erwarten sind. Fazit: Punktabzug wegen deutlichen Alterserscheinungen des Programms, ansonsten gute Kabarett-Unterhaltung. Weitere Hörbücher des Autoren Alles muss raus
Hirn ist aus Stimmt so Tür zu! Täglich frisch Täglisch Frisch (Update zur Wahl 2005) (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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