28.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Inhaltsangabe des Verlags 2002 landete Andreas Gläser mit dem Aufbau-Taschenbuch "Der BFC war schuld am Mauerbau" einen Achtungserfolg. Seine Kurzgeschichten zu den Themen Arbeit, Sport und Spiel verkauften sich ohne jeglichen "Der-Mann-aus" oder "Die-Tochter-von"-Hype immerhin über 5000 Mal. Als im Mai 2003 die Produktion des Mundraub-Hörbuchs "Zonenschläger" anstand, sollte es bei der Auswahl der Texte nicht um irgendeine Superlative gehen. Gläser hat im Studio wie bei seinen Auftritten Altes und Neues eingelesen. Neben 9 unverwechselbaren Mauerbau-Hits, wie "Meine liebenswerte Kerkermeisterin" und "Die Bonnerinnen kommen!", finden sich auch 5 bisher unveröffentlichte Geschichten, wie "Zahnpastahitlerbärtchen ab!" oder "Ich musste sie als verantwortungsvollen Eckpfeiler unseres Sozialstaates fürchten". Nach den oftmals Boulevardblatt-ähnlichen Titelzeilen geht den bühnenbewährten Texten nicht vorschnell die Luft aus. Im Idealfall ist jede Zeile so prägnant wie die eines besseren Pop-Songs. Laut liebevoll gemachtem Booklet war es bei den Aufnahmen im "Kreuzberger Kabuff" heiß und trocken, Gläsers Nase und Rachen waren verschleimt. Aber so sind die Lesebühnenliteraten eben, erst betrunken, dann kränkelnd. Aus ihren Reihen ist kein hochdotierter Generationsleerlauf zu erwarten. BFC-Dynamo-Stammzuschauer Gläser betitelt eine Geschichte ohne Rücksicht auf alle Südostberliner mit 16 Euro 90 in der Tasche auch schon mal mit "Unioner, knie nieder!"
Unsere Rezension Eine Mischung aus Autobiographie, Comedy und DDR-Lebensbericht. Das Hörbuch erinnert vom Thema her sehr stark an das bekannte Hörbuch "Zonenkinder" von Jana Hensel. Wo diese aber realistisch und gezielt ein wenig trocken über ihr Leben vor uns nach der Wende schrieb, betrachtet Andreas Gläser alles mit sehr viel Humor. Seine Sichtweise wird aber vielen nicht passen, denn er war kein Musterschüler, der über Besuche im Schachclub berichtet, sondern ein anarchischer Jugendlicher, der so ziemlich all das macht, was man sich von einem braven Staatsbürger nicht wünscht. Dabei wird nicht klar, ob Gläser dies wirklich erlebte oder fiktiv darüber schreibt. Konnte ich anfangs nur wenig mit dem Stück anfangen, so habe ich mich doch reingehört, und fand viele der Schilderungen amüsant und interessant. Einmal das Leben so zu erleben, wie man selbst sich nie trauen würde, es zu führen. Einmal hautnah dabei zu sein, wie die Jugendlichen in handgreiflichen Streit mit Polizisten geraten. Man sieht aber, das Thema ist eine Gratwanderung, sehr schnell schwankt die amüsante Schilderung um, und man schaut nur noch voll Verwunderung auf das Handeln der Hauptperson. Man sollte also auf jeden Fall sehr tolerant sein, möchte man sich dieses Hörbuch anhören. Man muss sich auf dieses Stück einlassen können, sonst wird man keinen Gefallen finden. Kein Pluspunkt ist die Lesung durch Herrn Gläser. Sein ausgeprägter Berliner Akzent ist nicht wirklich störend, denn es passt zu dem Stück. Seine emotionslose Art zu lesen weniger. Man hat den Eindruck, er fühlt sich selbst nicht wohl beim Lesen des Textes. (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||