26.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Inhaltsangabe des Verlags Spannender Krimi über einen Serienmörder, der sich von Dantes »Inferno« inspirieren lässt. Boston, 1865. Ein Serienmörder geht um. Nur die Mitglieder des Dante Clubs, in dem der Dichter und Übersetzer Henry Wadsworth Longfellow mit anderen Gelehrten daran arbeitet, Dantes »Göttliche Komödie« zu übersetzen, ahnen, dass es für seine bestialischen Morde ein Vorbild gibt: Dantes »Inferno«. Im Verborgenen sucht nun der Club nach dem Mörder und ahnt nicht, dass der Schlüssel zur Lösung dort liegt, wo sie ihn am wenigsten vermutet hätten.
Unsere Rezension Im Boston des Jahres 1865 ist der amerikanische Dichter Henry Wadsworth Longfellow eine echte Berühmtheit. Bewundert und fast schon idealisiert nicht nur wegen seiner literarischen Künste, sondern auch für seinen tadellosen Lebenswandel und seine Stellung in der Gesellschaft. Zusammen mit den befreundeten Literaten Oliver Wendell Holmes und James Russell Lowell, dem Verleger James T. Fields sowie dem Historiker George Washington Greene gründet er den „Dante Club“. Ziel des erlesenen Zirkels: Die Übersetzung des „Inferno“ aus Dante Aleghieris „Die göttliche Komödie“. Im protestantisch-puritanischen Boston, wie es Matthew Pearl beschreibt, hat das leider Folgen. Unangenehm, aber zu ertragen: Den Dichtern wird das Leben schwer gemacht, und zwar vom ehrwürdigen Stiftungsrat der Harvard-Universität. Unerträglich, aber hochspannend: Ein Serienkiller geht um und kopiert die übelsten, ekligsten Foltermethoden, wie sie im „Inferno“ beschrieben sind. Das ruft Longfellow und seinen Dichter-Club doppelt auf den Plan. Zum einen, um ihre Dante-Arbeit ungestört fortsetzen zu können, zum anderen, um dem mörderischen Horror ein Ende zu machen. Jungautor Matthew Pearl zeigt in seinem literarischen Krimi, dass alle Scheußlichkeiten fiktiver moderner Serienmörder klassische Vorbilder haben. Sie können kaum gruseliger sein, als die detaillierten Folterbeschreibungen Dantes. So lässt Pearls kulturbeflissener Killer seine Opfer bei lebendigem Leib von Maden auffressen oder verbuddelt sie kopfüber in einem Erdloch und zündet ihnen die Füße an. Was klingt wie ein vielversprechender und anspruchsvoller Krimi, hat leider eine Schwäche: Die etwas schematische und hölzerne Zeichnung der Charaktere. Weder die Detektiv-Dichter noch ihre Widersacher kommen über reduzierte Manierismen hinaus, was die Dialoge teilweise sehr aufgesetzt wirken lässt. Matthew Pearl weiß jedoch, wie man in einem Krimi Köder für die Leser auslegt, und er kennt sich mit Geschichte sowie Literatur aus. So bleibt „Der Dante Club“ ein spannendes Hörbuch, das von der sicher strukturierten Handlung, dem historisch-literarischen Hintergrund und Burghart Klaußners fesselndem Vortrag lebt. (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||