27.04.2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Inhaltsangabe des Verlags "Schön war er nicht. Er hätte sich seinen Adamsapfel reparieren lassen sollen. Womöglich lag alles nur an dem Knorpel. Aber das Ding hatte seine Entsprechungen ..." Aus der Rückschau des Jahres 1959 erzählt Pilenz vom bewunderten und verachteten Klassenkameraden Mahlke im Danzig der Kriegszeit, den sein übergroßer Adamsapfel zum Außenseiter macht.
Unsere Rezension Die Novelle "Katz und Maus" (1961) gehört wie "Die Blechtrommel" (1959) und "Hundejahre" (1963) zur Danziger Trilogie, in der Grass rückblickend über seine Heimatstadt Danzig zu Vorkriegs- und Kriegszeiten erzählt. Dies tut er auf sehr lebendige Weise, die das Leben in Danzig, egal wie lange es zurück liegt, als ein klares Bild in die Gegenwart trägt. So wie er selbst diese Werke zur Aufarbeitung der Vergangenheit nutzt, sollen auch die Protagonisten durchs Schreiben etwas aufarbeiten. Zwischen der "Blechtrommel" und "Katz und Maus" gibt es Zusammenhänge, auch wenn beide Bücher inhaltlich wenig miteinander zu tun haben. So wird in "Katz und Maus" an einigen Stellen auf "Die Blechtrommel" verwiesen, und bekannte Personen tauchen auf, oder ein Kapitel wird erwähnt. Wichtiger jedoch ist das bereits angesprochene gemeinsame Motiv, aus dem beide Protagonisten schreiben. Beide schreiben, weil sie sich schuldig am Schicksal anderer fühlen. Sie wollen sich auf "unschuldigem, weißen Papier freischreiben", was sie mittels einer Darlegung von Biografien und biografischen Abschnitten versuchen. In beiden werken geht es um Einzelgänger, wobei "Die Blechtrommel" aus der Sicht des Einzelgängers Oskar Matzerath erzählt wird, während in "Katz und Maus" ein Protagonist zu Wort kommt, der über einen Einzelgänger schreibt. Thema beider ist die Schuld der Gesellschaft am Schicksal des Einzelnen. Kurz zum Inhalt: Im Jahre 1959 beschließt Heini Pilenz, die Biografie seines ehemaligen Mitschülers Joachim Mahlke niederzuschreiben, weil er sich für dessen Scheitern verantwortlich fühlt. Mahlke zeichnet sich für seine Umwelt durch einen übermäßig großen Adamsapfel aus, der durch seine Größe und die schnellen Bewegungen an eine Maus erinnert. Als eine junge Katze nach dieser vermeintlichen Maus schnappt oder von einem Mitschüler auf sie angesetzt wird, wird Mahlke selbst zur Maus und die Gesellschaft zur Katze. Er versucht seinen Makel durch allerlei Behängsel zu verbergen und ihn durch besondere sportliche und sexuelle Leistungen auszugleichen, doch als er erfahren muss, das er weiterhin ein Einzelgänger bleibt und keine wirkliche Anerkennung findet, resigniert er und zieht sich in sein Mauseloch (ein altes, polnisches Minensuchboot) zurück. Die Katze hat gesiegt. Herausragend an dieser Novelle ist, wie schnell der Zuhörer durch die Erzählweise des Pilenz nicht zur Katze aber doch zum Zuschauer wird. Da ist einer, der ist ein bisschen drollig, und niemand kann ihn verstehen, aber er ist auch nicht wirklich ernst zu nehmen. Ein komischer Vogel eben. Die Novelle beginnt erst richtig zu wirken, wenn sie beendet im Bücherregal steht. Das Hörbuch weist leider einige qualitative Mängel auf, wie z. B. Schlechte Schnitte an manchen Stellen. Außerdem ist besonders am Anfang der Autor/Sprecher nicht immer leicht zu verstehen, weil er einiges verschluckt. Daran kann man sich allerdings gewöhnen. Vielleicht muss man sich einfach einhören, wie er sich einlesen muss. Wem "Die Blechtrommel" zusagte, dem wird auch dieses Hörbuch gefallen. Ansonsten empfehle ich für einen Einstieg zuerst "Die Blechtrommel". Weitere Hörbücher des Autoren Das Treffen in Telgte
Der politische Literat Des Knaben Wunderhorn oder Die andere Wahrheit Die Blechtrommel Die Blechtrommel Die Blechtrommel - örtlich betäubt Ein Gespräch über Deutschland Ein weites Feld Im Krebsgang Lyrische Beute Mein Jahrhundert Mein Jahrhundert (I-VI) Zweites Gespräch über Deutschland (© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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