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| 18.04.2024 | |
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Inhaltsangabe des Verlags Jim Knipfel macht in seinem autobiographischen Roman sofort klar: "Das wird kein 'O-Gott-ich-habe-eine-schreckliche-Krankheit-Epos'. Er erklärt kurz und präzise den Grund, der ihn langsam aber sicher erblinden lassen wird: Retinitis pigmentosa - Netzhautablösung. Und als wäre das nicht genug der Schicksalsattacken, hat er auch noch an einer Form der Epilepsie zu leiden, die plötzlich auftretende, extrem heftige Wutanfälle und Depressionen auslöst. Aber halt! Der Anfang täuscht: Schleusentore für Tränendrüsen werden hier nicht geöffnet, denn Knipfel ist ein Meister der Selbstironie. Auch ohne seine körperlichen Beeinträchtigungen wäre er ein durchaus bemerkenswerter (Anti-)Held: als Jugendlicher bezieht er Prügel von seinen Kameraden, weil er lieber Sartre liest als Football zu spielen. Während des Philosophie-Studiums schockt er mit der Gründung einer "Nihilistischen Arbeiterpartei", und als er wegen seines - gelinde gesagt - unkonventionellen Lebensstils keine seiner Ausbildung angemessene Anstellung erhält, driftet er über fragwürdige Jobs ab in die Kleinkriminalität. Alles, was irgendwie exzessiv zu betreiben ist, nimmt er garantiert in das Repertoire seiner Katastrophen auf - eine gescheiterte Ehe selbstverständlich inbegriffen. Trotzdem: keine Verbitterung, kein haßerfülltes Hadern mit dem Schicksal. Jim Knipfel gönnt uns auch in den makabersten Situationen noch ein Lachen. Und DAS macht ihn zum wahren Helden. Mit dem Sprecher Volker Hanisch hat Knipfel eine würdige deutsche Stimme erhalten. Mit großer Einfühlsamkeit meistert er die Darstellung des Ich-Erzählers zwischen lakonischer Schicksalsergebenheit und deftigem Galgenhumor. Ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Hörerlebnis. Susanne Hamann „Blindfisch“ verrät das Talent des geborenen Geschichtenerzählers: ein scharfer Blick, ein liebenswert schräger Sinn für Humor und ein Herz, das - x-mal gequält - dem Autor zu jenem klaren Blick verhilft, der frei von Sentimentalität und tiefschürfend zugleich ist.
(© echthoerbuch.de 26.04.2019) |
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